Den Frieden geweckt: Dekanat Kulmbach setzte mit der diesjährigen Friedensdekade beachtliche Akzente
Am letzten Tag der Friedensdekade blieb kein Platz unbesetzt: Der bekannte Psychologe und Extremismus-Experte Ahmad Mansour überzeugte mit nachdenklichen Details aus seiner Migrationsbiografie. Eindringlich appellierte er die gesellschaftliche Mitte zu stärken. Verantwortliche von Sozialen Medien hätten dagegen ganz konträre Interessen: Sie verdienen Geld durch Spaltung und fördern extreme Positionen.
Die Friedensdekade in Kulmbach suchte den Kontakt zur Jugend, u.a. mit einem Gottesdienst für Taylor-Swift-Fans oder der High7Band aus Neuenmarkt. Studierende aus mehr als zehn Nationen trafen sich zum Peace-Dinner im Burggut und Kinder erlebten einen Friedenstag am schulfreien Buß- und Bettag. Im Zentrum stand immer das wohlwollende friedliche Miteinander.
Ermutigend waren Berichte aus der Arabischen Welt von Ehepaar Schulz in der Kreuzkirche und ein Gebetstag für verfolgte Christen der Gemeinschaft in der Kirche. Mit ökumenischer Beteiligung feierte Regionalbischöfin Berthild Sachs den zentralen Friedensgottesdienst für Bayern in der Kulmbacher Friedenskirche: Sie beschrieb die Gegenwart als Zeit des Zwielichts, in dem Konturen noch unklar sind. Noch kann der dunklen Seite der Gewalt nur mit irdischen Waffen begegnet werden. Lichte Zeichen des ewigen Friedens hingegen sind Glaube, Hoffnung und Liebe. Darin üben sich Christenmenschen. Diakon Rainer Daum vertrat die röm.-kath. Kirche und Priester i.R. Berthold Galonska war mit einer Delegation der Neuapostolischen Kirche gerne gekommen. Die Bürgergesellschaft war durch Vereine sowie Bürgermeister Frank Wilzock vertreten. Dekan Hohenberger band am Vorabend des Volkstrauertages auch die Ökumene der Religionen ein und lud zu einem multireligiösen Friedensgebet auf den Friedhof. Buddhistische Mönche des Waldklosters Stammbach, der türkische Imam Ahmed Sadam, eine Gruppe syrischer Frauen und Vertreter Kulmbacher Kirchen beteten an einem Gräberfeld unbekannter Kriegsopfer in gegenseitiger Anteilnahme für eine friedliche Welt.
Bestens terminiert war der Vortrag zur neuen Friedensdenkschrift der Evang. Kirche in Deutschland nur einen Tag nach deren Veröffentlichung in Dresden. Kein geringerer als der federführende Schriftführer, Prof. Dr. Reiner Anselm, stellte die Schrift einem interessierten Publikum vor und markierte eine Akzentverschiebung: Die Denkschrift schreibt nicht mehr vor wie Menschen denken sollen, sondern regt an, dass eigenständig gedacht wird. Zu diesem Denken gehört die nüchterne Erkenntnis, dass gerechter Friede kaum zu erreichen ist und im Falle der Abwehr von Gewalt Kompromisse gefordert sind.
Gestartet war die Friedensdekade mit einem bestens besuchten Schlagergottesdienst, in dem Rainer Ludwig mit vielen bekannten Liedern den Bogen zur Zeit der Friedensbewegung und mit Evergreens zur weltweiten Friedenssehnsucht schlug. Beim Abschluss der Friedensdekade in einem Gottesdienst am Buß- und Bettag blickte Dekan Hohenberger nach vorne. Jeder Gottesdienst beginnt und endet mit einem Wort: Frieden. Auch wenn Menschen Frieden vergessen – der Schöpfer der Welt vergisst ihn nicht.
