FriedensDekade 2023

Die Ökumenische FriedenDekade vom 10.-20.11.2024 steht unter dem Motto „Erzähl mir vom Frieden!“ Friedensgeschichten erzählen die rund 50 Kirchen in der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, die den Namen „Friedenskirche“ tragen. Sie erzählen von dem Gott des Friedens und seinen Verheißungen jeweils in einem ganz bestimmten historischen Erfahrungskontext von Krieg und Frieden.

Drei von ihnen haben ihren Namen bereits im 18. Jahrhundert erhalten. So ließ Reichsgraf Christian Friedrich Carl (1729 – 97) seine Patronatskirche in Berndorf (heute DB Thurnau) aus Dank für die Verschonung seiner Grafschaft vor den Verwüstungen des Siebenjährigen Krieges (1756-63) erneuern und 1766 unter dem Namen „Friedenskirche“ wiedereinweihen.

Die meisten, rund zwei Drittel der Friedenskirchen haben ihren Namen in den 1950er bis 1970er Jahren, zur Zeit des Kalten Krieges, erhalten. Direkt am damaligen „Eisernen Vorhang“ steht die Friedenskirche in Wildenheid (DB Coburg). Sie wurde 1955 im Rahmen eines US-amerikanischen Unterstützungsprogramms namens „Wooden Church Crusade“ als „spiritual wall against communism" errichtet.

Viele der Friedenskirchen, wie die in Gaimersheim (DB Ingolstadt),  wurden damals durch Menschen geprägt, die am eigenen Leib Kriegsgewalt und Vertreibung erlebt haben, vor allem aus dem Sudentenland, Schlesien und anderen Ostgebieten. In der Zeitkapsel von der Grundsteinlegung für die Gaimersheimer Friedenskirche findet sich der Satz: "... dass alle, die durch die Austreibung nach dem Krieg Haus und Hof verloren haben, eine Heimat für ihre Seele finden mögen."

Ein Vorbild für diese Namensgebungen brachten schlesische Heimatvertriebene mit: Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde den Protestanten im rekatholisierten Schlesien lediglich der Bau von Holzkirchen außerhalb der Stadtmauern erlaubt. Diese Diskriminierung der Protestanten erschien damals als notwendiger Kompromiss, um ein Schweigen der Waffen zu erreichen und inspirierte diese zum Bau von drei prachtvollen, in reiner Holzbauweise errichteten Friedenskirchen, von denen heute noch die in Jauer und Schweidnitz erhalten sind.

Die Sehnsucht nach einem Leben frei von Krieg und Gewalt und der Dank, dass es in einer bestimmten historischen Periode weitgehend möglich war – diese konkreten Erfahrungen stehen hinter vielen Friedenskirchen der ELKB.

Sie verbinden diese Erfahrungen mit der biblischen Friedensbotschaft, wie sie in Epheser 2,12 ihren Ausdruck findet: „Christus ist unser Friede.“ Durch ihre kreuzförmige Architektur macht die 1989 eingeweihte Friedenskirche in Eckenhaid (DB Erlangen) den Christusbezug besonders deutlich.

Die jüngste Friedenskirche der ELKB wurde 2013 in Stockstadt (DB Aschaffenburg) eingeweiht. Ihren Namen erhielt sie auf einer Gemeindeversammlung aus drei Gründen:

  • "Friedenskirche", weil nach dem 2. Weltkrieg viele Menschen eine friedliche Heimat in Stockstadt fanden, um ein neues Leben aufzubauen.
  • "Friedenskirche", weil die Nachfolge Jesu uns immer wieder dazu auffordert über unser Tun und Lassen nachzudenken und für Frieden in der Welt tätig zu sein.
  • "Friedenskirche", weil der Friede Gottes uns trägt und hält in Zeiten des Zorns und der Freude.

Am Sonntag, 17. November feiert Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern mit Pfarrer Dr. Stefan Opferkuch einen Friedensgottesdienst mit Gospelchor in der Friedenskirche Eckenhaid, am Buß- und Bettag, 20. November predigt Regionalbischof Klaus Stiegler in der Friedenskirche in Gaimersheim.

 

 

„sicher nicht – oder?“

Bonn/Frankfurt, 30. November 2022. Das Motto der Ökumenischen FriedensDekade für das Jahr 2023 steht fest. Es lautet: „sicher nicht – oder?“. Auf seiner Sitzung in Kassel legte das Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade das Motto für die zehn Tage vor dem Buß- und Bettag im kommenden Jahr fest (12-22. November 2023). Im gesamten Bundesgebiet werden unter dem Jahresmotto mehrere Tausend Gottesdienste, Friedensgebete und Informationsveranstaltungen stattfinden.

Plakat Ökumenische Friedensdekade 2023
Bildrechte Ökumenische FriedensDekade

 Unter dem Motto „sicher nicht – oder?“ greifen die Trägerorganisationen die aktuellen Verunsicherungen auf, die in Gesellschaft, Kirche und Politik zu spüren sind. Nach über zwei Jahren Pandemiegeschehen, dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, der damit verbundenen Energiekrise und dem großen Kaufkraftverlust aufgrund der immensen Inflation sind viele Menschen verunsichert, was ihre Zukunftsperspektiven betrifft. „Hinzu kommt die menschengemachte Klimakrise, deren dramatische Folgen immer deutlicher werden. All‘ das stellt eine ehemals gefühlte Grundsicherheit, ein Grundvertrauen in die Zukunft, infrage“, so Jan Gildemeister, Vorsitzender der Ökumenischen FriedensDekade e. V..

Viele Menschen verspürten eine generelle Unsicherheit. Bislang Selbstverständliches wird als nicht mehr sicher wahrgenommen, wie etwa das Zusammenleben in einem friedlichen Europa. Versprochen wird mehr Sicherheit durch verstärkten militärischen Schutz. „Aber ist Frieden durch Waffen, ist Frieden durch Aufrüstung wirklich langfristig sicherzustellen?“. Auch diese Fragestellung möchte die Ökumenische FriedensDekade im kommenden Jahr mit dem Motto „sicher nicht – oder?“ aufgreifen und Angebote machen, wie die Resilienz der Menschen angesichts eines Vertrauensverlustes in die Zukunft gestärkt werden kann.

 „Uns ist weiterhin wichtig, den Blick über den deutschen oder europäischen Tellerrand hinaus auch auf andere Krisen- und Konfliktregionen zu lenken, die für unzählige Menschen katastrophale Folgen mit sich bringen“, macht Jan Gildemeister deutlich und verweist darauf, dass weltweit immer mehr Menschen unter Hunger, den Folgen der Klimakrise und Kriegen leiden und deshalb flüchten oder auswandern müssen. .

 In ihren Angeboten wird sich die Ökumenische FriedensDekade nicht nur mit den Ursachen und Folgen der Krisen und einer Stärkung der Resilienz beschäftigen, sondern sie möchte auch Impulse setzen, wie Kirchen und Religionsgemeinschaften, aber auch Politik und Zivilgesellschaft einen Beitrag zu einem umfassenden Schalom leisten können. „Angesichts der gerade auch in der jungen Generation spürbaren Verunsicherung und der zunehmenden Krisen weltweit ist es überfällig, den Begriff der Sicherheit neu zu denken und von einer militärischen Sicherheitslogik auf eine zivile Friedenslogik umzuschwenken“, betont Jan Gildemeister, der auch Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) ist. Die AGDF ist neben der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) eine der Trägerorganisationen der Ökumenischen FriedensDekade.

 Mit „sicher nicht – oder?“ haben sich die Organisatoren bewusst für ein Motto entschieden, das sich möglicherweise erst auf den zweiten Blick erschließt, das aber neugierig machen und zu Diskussionen und zum Nachdenken anregen möchte. „Ja, auch im Gesprächsforum verspüren wir auf dem Hintergrund des Ukraine-Krieges eine große Verunsicherung, wie Frieden in Zukunft ausgestaltet werden kann. Sicher nicht mit Maßnahmen, die zu einer neuen Aufrüstungsspirale führen und Ressourcen verschwenden, die an anderer Stelle dringend benötigt werden. Oder?“, räumt Jan Gildemeister ein.

 Als biblische Bezugsquellen zum Motto „sicher nicht – oder?“ wurden die Verse 3-11 aus Kapitel 5 des 1. Briefes des Apostels Paulus an die Thessalonicher (NT) und Jesaja 32,11-20 aus dem Alten Testament ausgewählt.

Wie in den Jahren zuvor lädt die Ökumenische FriedensDekade in den kommenden Wochen zur Teilnahme an einem Plakatwettbewerb ein, um Anfang Februar 2023 aus den eingesandten Entwürfen ein grafisches Motiv auszuwählen, mit dem das Jahresmotto „sicher nicht – oder?“ gestalterisch umgesetzt soll. Das ausgewählte Motiv wird als zentrales visuelles Element sowohl als Plakat und Postkarte als auch auf allen Bildungs- und Aktionsmaterialien im Jahr 2023 eingesetzt.